Samstag, 8. Juni 2013

Wir sehen uns auf der Frauentoilette

von Dr. Eran Yardeni

Sollten Fußballer und Feministinnen etwas gemeinsam haben, wäre es bestimmt ihre tragisch-komische Unfähigkeit, rechtzeitig von der Bühne der Weltgeschichte abzutreten. Berauscht und betäubt von nostalgischen Gedanken an die schönen alten Zeiten, müssen sie miterleben, wie ihr Weltruhm allmählich zur peinlichen Farce wird. In diesem Sinne hat die neue Initiative der Universität Leipzig, die weibliche Bezeichnung „Professorin“ auch auf Männer anzuwenden, mehr mit Diego Maradona zu tun als mit Alice Schwarzer.

In der westlichen Welt und vor allem in Deutschland erreichte der Feminismus den Punkt, vor dem jeder Revolutionär bzw. jede Revolutionärin Angst haben muss. Es geht um den Moment, in dem die Avantgarde der Geschichte erfahren muss, dass die Revolution alle ihre Ziele erreicht hat. Mission erfüllt! Diese Erkenntnis ist so traumatisch und ernüchternd, dass man im Lauf der Geschichte so gut wie nie auf Revolutionäre trifft, die aus intellektueller Ehrlichkeit die Fahne der Revolution mit aus der Hand legen.

Was meistens passiert, ist genau das Gegenteil: Die unruhigen Seelen der Weltverbesserer können der Versuchung nicht widerstehen, einfach weiter zu revolutionieren. Um ein solches Handeln zu rechtfertigen, denkt sich der Revolutionär neue Ziele aus, die mit den ursprünglichen Zielen der Revolution nichts mehr zu tun haben.

Die Aktion in Leipzig ist nicht mehr als einen Versuch, den Feminismus künstlich am Leben zu erhalten.

Wer im Namen des Feminismus die Professoren „Professorinnen“ nennen will, der macht aus der Befreiung der Frauen nicht nur einen unlustigen Witz, sondern er zeigt auch, dass der Feminismus nicht anders ist, als die Verwandlung des alten und bekannten Chauvinismus. Denn wer immer der Meinung war, dass Frauen einen Anspruch auf weibliche Bezeichnungen haben, der musste auch die Meinung vertreten, dass die Männer den gleichen Anspruch auf männliche Bezeichnungen haben sollten.

Mit der neuen Initiative will man aber keine Gleichberechtigung erreichen. Man macht damit die ersten Schritte in Richtung einer linguistischen Liquidierung der Männlichkeit in der akademischen Sphäre.

Das ist Unterdrückung par excellence. Das Einzige, was diese neue Form von Unterdrückung „legitimiert“, ist die Tatsache, dass dieses Mal die Männer diskriminiert werden, während die Frauen ihre Machtposition ausleben. Das macht die Initiative selbstwidersprüchlich. Was sie aber lächerlich macht, ist die Tatsache, dass sie unnötig ist. Ihre Überflüssigkeit schreit zum Himmel. Dass eine Universität in Deutschland sich mit solchen Belanglosigkeiten beschäftigt, sollte den Steuerzahler extrem stutzig machen.

Wäre ich ein Mitarbeiter der Uni-Leipzig, würde ich als „Professorin“ ab sofort auf den Frauenparkplätzen parken (ja, so etwas gibt es in Deutschland auch) und die Frauentoiletten aufsuchen. Auch auf die Gefahr hin, dass ich wegen Sexualbelästigung verklagt werde. Zivilcourage hat eben ihren Preis.

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