Dienstag, 23. Juni 2015

Die endlose griechische Tragödie...

von Thomas Heck...
Griechenland, Griechenland, Griechenland... gibt es eigentlich keine anderen Themen mehr? Haben wir eigentlich keine anderen kritischen Probleme? Wer zur Zeit Radio hört, Fernsehen schaut, Zeitungen liest und sich auch nur unterhält, könnte den Eindruck gewinnen, dass ein Volk von 11 Mio. Menschen, die es geschafft haben, eine Staatsverschuldung von 175% des BIP aufzubauen und deren wesentliche eigene Leistungen die Produktion von Olivenöl und gepanschten geharzten Weißweinen ist, der Nabel der Welt ist.
Dabei geht es doch gar nicht um die Frage, wer an dieser Entwicklung schuld hat. Wenn eine Bank in Deutschland einen Kredit an einen Kunden ohne Einkommen geben würde, wäre sie selbst schuld. Dafür gibt es ja Auskunftdateien, wie die Schufa oder Creditreform, die versuchen, Informationen über die Solidität einer Schuldners zu sammeln und Wahrscheinlichkeiten über Kreditausfälle (sogenanntes Scoring) zu ermitteln. Bei Krediten zwischen Staaten drückt ebenfalls der Zinssatz das Risiko aus. Wer eine argentinische Staatsanleihe zu 17% kauft, sollte wissen, was er tut und muss einkalkulieren, dass durch das Emittentenrisiko ein Totalausfall droht.
Sahra Wagenkenecht sprach den geflügelten Satz, dass Gewinne privatisiert und Verluste sozialisiert werden, weil der deutsche Staat das Verlustrisiko der Banken für griechische Staatsanleihen übernahm, die diese Staatsanleihen als Zockerpapiere genau wegen der hohen Zinsen ihren Kunden anbot und auch selbst ins Portefeuille nahm. Und da sprach diese eine Mal ein wahres Wort. Wer zockt, muss sich das auch leisten können. Dieser Grundsatz sollte doch auch für Banken gelten.
Der eigentliche Skandal ist ja das, was so nebenbei bei diesen Griechenland-Diskussionen ans Tageslicht kommt. Wußten Sie, dass eine Austritt aus dem Euro gar nicht vorgesehen ist, die Entscheidung für den Euro unumkehrbar war? Mich hatte damals keiner informiert oder gar gefragt. Demokratie sieht anders aus. Das passt eher zu einer Bananenrepublik. Heute haftet der deutsche Steuerzahler quasi unbegrenzt für die Schulden der anderen Euroländer, etwas, was nie vorgesehen war. Das ist so, als würden Sie für den Dispokredit Ihres Nachbarn bei der Sparkasse haften. Das wäre nicht gerecht, insbesondere, wenn Ihr Nachbar keine Ahnung vom Umgang mit Geld hätte und einen Rolls Royce auf Leasing-Basis fahren würde, obwohl eher ein Fahrrad einkommensgerecht und angebracht wäre.
Als Wirtschaftswissenschaftler frage ich mich permanent, wie Griechenland das Problem lösen kann, doch ich muss nicht studiert haben, um zu wissen, dass mehr Kredite nicht funktionieren werden. Und durch die Politik der Alternativlosigkeit unserer blinden Regierung unter Merkel werden eben diese Alternativen einfach ausgeblendet. Griechenland sollte den Euro verlassen und wieder die Drachme einführen, die latent dem Euro gegenüber unterbewertet wäre, somit wären griechische Waren und Dienstleistungen günstig zu erwerben. Griechenland müsste allein aufgrund seiner geographischen Lage europaweit führend in der Nutzung der Solarenergie sein, könnte über Pipelines mit Solarenergie produzierten Wasserstoff als Gasersatz exportieren, doch um das aufzubauen, fehlen für die notwendigen Investitionen das Geld. Doch Griechenland investiert woanders, z.B. in die Rüstung. Es leistet sich mit 133.000 Soldaten im Verhältnis zur Bevölkerungszahl eine der größten Armeen der Welt, gibt europaweit pro Einwohner am meisten Geld aus. 1.612 Kampfpanzer runden das Bild ab. Deutschland leistet sich nur 300 Stück. Auch wenn die Rüstung sich gegen die Türkei richtet, muss es letztlich bezahlbar bleiben. Was nutzen diese Kampfpanzer, wenn man sich den Diesel und die Munition nicht mehr leisten kann?
Da müssen die Griechen eben ihren Stolz runterschlucken und der Realität in die Augen schauen, dass ihre Wirtschaftskraft nicht zur Kaufkraft des Euros passt und nie gepasst hat. Griechenland hatte bei der Aufnahme in den Euro bei den Konvergenzkritierien schlichtweg beschissen, bei der volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung gelogen und betrogen und Statistiken gefälscht. Nun sind sie erwischt worden und die volkswirtschaftlichen Realitäten haben die Griechen eingeholt. Den Schaden trägt Europa. Denn diese unwürdige Spiel desauvoriert die gesamte Idee des Haus Europas. Sinnlose Wirtschaftsgipfel, auf denen unsere Volksvertreter unsere eigenen Interessen auf dem Altar eines Europas opfern, dass so keiner haben will.


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