Dienstag, 18. April 2017

Mit Kindermördern verhandelt Israel nicht

von Thomas Heck...

Viel Verständnis zeigen die Medien in Deutschland für in einen Hungerstreik getretene Häftlinge in israelischen Gefängnissen. Und zeigen Sorge um die Häftlinge, die nicht wegen falsch parken oder Steuerhinterziehung in Haft sitzen, sondern Mörder an israelischen Zivilisten, an Kindern und Baby's sind.



In israelischen Gefängnissen haben mehr als 1.000 Palästinenser einen zeitlich unbegrenzten Hungerstreik begonnen. Sie fordern eine Verbesserung ihrer Haftbedingungen, teilte die Palästinensische Häftlingsvereinigung mit. Nach ihren Angaben haben sich 1.500 Häftlinge dem Hungerstreik angeschlossen. 

Nach Angaben eines Sprechers der israelischen Strafvollzugsbehörde prüfen die Gefängniswärter, wie viele Häftlinge sich tatsächlich an der Aktion beteiligten. Einige hätten angegeben, lediglich in einen symbolischen Streik treten und anschließend wieder essen zu wollen. Die Behörde habe bereits disziplinarische Maßnahmen ergriffen, teilte eine Sprecherin mit. Die Gefangenen würden in separate Zellenblöcke gebracht. "Es gilt: Die Behörde verhandelt nicht mit Gefangenen." 

Der Start des Hungerstreiks fiel auf den Palästinensischen Gefangenentag. Nach palästinensischen Angaben folgten die Gefangenen mit dem Hungerstreik einem Aufruf des prominenten Häftlings Marwan Barghuti. Der Palästinenserpolitiker sitzt eine lebenslange Haftstrafe ab. Er war einer der Anführer der zweiten Intifada, des palästinensischen Aufstands in den von Israel besetzten Palästinensergebieten von 2000 bis 2005. Er gilt als einer der populärsten Politiker der Fatah-Partei und könnte Umfragen zufolge die Präsidentschaftswahlen gewinnen.

Rund 6.500 Palästinenser sitzen derzeit in Haft. Nach einem Bericht der israelischen Zeitung Haaretz ist die Zahl der Gefangenen in den vergangenen 18 Monaten deutlich gestiegen. Die palästinensische Politikerin Hanan Aschrawi kritisierte Israel unter anderem für die Verwaltungshaft. Dabei werden die Betroffenen für jeweils sechs Monate, die beliebig oft verlängert werden können, ohne Anklage "aus Sicherheitsgründen" festgehalten. Seit Beginn einer neuen Gewaltwelle im Herbst 2015 hatten Palästinenser zudem aber auch wiederholt Israelis mit Messern und Autoattacken angegriffen und wurden dafür inhaftiert.

Israel hatte im Sechstagekrieg 1967 unter anderem das Westjordanland und Ost-Jerusalem erobert. Ost-Jerusalem annektierte es später, im besetzten Westjordanland werden unter Militärschutz israelische Siedlungen gebaut. Im Westjordanland leben rund 2,9 Millionen Palästinenser.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen