Donnerstag, 13. April 2017

Von Opfern 1. und 2. Klasse

von Thomas Heck...

Nach dem Anschlag von Dortmund habe ich zunächst gedacht, dass da nur ein Knallfrosch explodiert war. War es nicht, der Hintergrund war doch ernster, als zunächst vermutet. Und ob nun Islamisten dahinter stecken, oder Rechte oder Linke oder einfach nur ein Schalke-Fan, spielt zunächst keine Rolle.

Was mich aber ärgert, ist die Berichterstattung. Wir reden hier aber nicht von dem Arbeiter, der jeden Morgen in die U-Bahn steigen muss, um zur Arbeit zu kommen, nur um seinen Mindestlohn zu erzielen, der nicht einmal reicht, um neben Miete und Lebensunterhalt eine ordentliche Altersvorsorge aufzubauen. Wir reden hier von hochbezahlten Fussballstars, die im übrigen davon leben, dass dieser Fussballzirkus weiterläuft. Jammern auf verdammt hohem Niveau. Wie mit Opfern aus dem Volke umgegangen wird, hatten wir an anderer Stelle bereits beschrieben.


Wenn Bundesinnenminister dann am Dortmund-Spiel als Zuschauer teilnimmt, um ein Zeichen der Solidarität zu setzen, schlägt es dem Fass den Boden aus. Wie wäre es denn, wenn er aus Solidarität mal seine gepanzerte Limousine in der Fahrbereitschaft des BKA stehen lässt, seinen Leibwächter ein paar Wochen frei gibt und morgens mit Bus und Bahn zur Arbeit fährt?

Angst ist kein guter Ratgeber sagte auch Bundeskanzlerin Angela Merkel. So kann aber auch nur der reden, der selbst im Urlaub seine gepanzerte Limousine zur Verfügung hat und beim Baden von Kampftauchern unter Wasser abgeschirmt wird und ansonsten kein Schritt außerhalb des Kanzleramts ohne Personenschutz geht. Diesen Luxus hatten die Opfer vom Breitscheidplatz und die tausenden Frauen von der Domplatte in Köln nicht. 


Als „Zeichen der Unterstützung“ ist Innenminister Thomas de Maizière zum neu angesetzten Champions-League-Viertelfinale von Borussia Dortmund gereist. „Wir wollen das solche Spiele stattfinden, wir wollen dem Terror nicht weichen“, sagte der CDU-Politiker dem TV-Sender Sky. Dass die Dortmunder Mannschaft spielen wolle, sei ein „Zeichen der Freiheit und des Stolzes“ gewesen.

Am Dienstag waren kurz vor dem ursprünglich angesetzten Spiel drei Sprengsätze nahe dem BVB-Bus gezündet worden. Dortmunds Abwehrspieler Marc Bartra wurde schwer an Hand und Arm verletzt und operiert. Ein Polizist erlitt ein Knalltrauma und einen Schock. Die Ermittler gehen von einem gezielten Angriff aus.

„Der Fußball hat eine große Faszination. Deswegen übt er auch eine große Versuchung für Terroristen aus, die öffentliche Wirkung zu missbrauchen“, ergänzte de Maizière. Man werde sich an Unbequemlichkeiten auf Dauer gewöhnen müssen, „aber nicht an der Abschaffung der Freiheit, die wir aufgeben würden, wenn wir alles absagen“, betonte der Innenminister.

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