Sonntag, 29. Oktober 2017

Tatort seit Jahrzehnten auf Abwegen...

von Thomas Heck...

Freunde aus Israel, die in Berlin lebten, erzählten mir einmal, dass sie große Fans des Tatorts seien, weil er helfe, die deutsche Sprache noch besser zu erlernen. Meinen entgeisterten Blick konnte sie nicht so recht einordnen, bin ich doch seit Jahren ein Gegner der moralinsauren Versuche der Tatort-Redakteure, mir die Welt schön zu erzählen, wo der Ausländer selten der Täter, aber meist das Opfer ist. Denn die Realität sieht doch anders aus, wie mittlerweile auch der letzte Merkel-Wähler begriffen haben muss, wenn er auch daraus noch nicht das richtige Wahlverhalten resultieren lässt.

Ich bin ein großer Fan des schwedischen Krimis, z.B. Stieg Larssons Trilogie, am besten im schwedischen Original, Henning Mankell oder Krimis aus den guten alten USA, wo ich bei Folgen von Criminal Intent beim Zappen immer hängen bleibe. Intelligente Filme, die weitestgehend ohne Politische Korrektheit auskommen, ohne gesellschaftliche Themen wie Rassismus (auch gegen Weiße) oder Schwulenhass auszuklammern. Wohltuend im Vergleich zum deutschen Tatort, der mit Till Schweiger sicher nicht besser geworden ist. Aber es kommt Bewegung in die Sache...


ARD schränkt „Tatort“-Experimente massiv ein. Schluss mit „sonderbar“: Nach Zuschauerprotesten gegen experimentelle „Tatort“-Folgen will die ARD die Drehbuchautoren der Krimireihe künftig stärker an die Kette legen. Intern regt sich jedoch Widerstand. 

Bei der Krimireihe „Tatort“ soll es weniger experimentelle Filme geben. Der ARD-Koordinator für Fernsehfilme, WDR-Fernsehdirektor Jörg Schönenborn, bestätigte entsprechende Informationen der Seite „Tatort-Fundus.de“. Man wolle auch künftig Filme, die besonders sind und das Publikum überraschen, teilte Schönenborn mit. Die erzieherische Wirkung soll jedoch beibehalten werden. Dabei gehe es darum, bestimmte Themen, wie Flüchtlinge ins positivere Licht zu rücken.

„Darüber hinaus können wir uns zweimal im Jahr auch ‚experimentelle‘ Krimis vorstellen“, so Schönenborn weiter. Darüber werde man sich in der „Koordination Fernsehfilm“ frühzeitig abstimmen, „damit die Filme entsprechend geplant und später dann sinnvoll platziert werden können“.

Der Programmdirektor des Ersten, Volker Herres, hatte bereits nach dem viel diskutierten Laien-, Improvisations- und Dialekt-„Tatort“ „Babbeldasch“ der „Bild am Sonntag“ gesagt: „Zum ‚Tatort‘ gehören immer wieder auch einmal mutige Experimente. Das ist okay, solange es nicht in einen Wettlauf der Redaktionen mündet, wer den abgedrehtesten Film produziert.“

Die neun Landesrundfunkanstalten – WDR, NDR, SWR, MDR, BR, HR, RBB, SR und Radio Bremen – haben jeweils ihre eigene Redaktion für den „Tatort“ und eigentlich die Freiheit, über die eigenen Krimis zu entscheiden. Beim WDR in Köln ist zudem mit Gebhard Henke ein sogenannter „Tatort“-Koordinator angesiedelt, der zum Beispiel dafür sorgen soll, dass sich Inhalte aufeinanderfolgender Krimis im Ersten nicht zu sehr ähneln.

Am Sonntag läuft das nächste Experiment - Oh Gott

Henke sieht die Entscheidung der ARD kritisch. Er teilte mit: „Wir hätten sicherlich angesichts der über 1000 Stücke nicht das Niveau halten können, wenn wir nicht Innovation und das Austesten der Grenzen ermöglicht hätten. Der klassische Ermittlerkrimi ist und bleibt aber die DNA des ‚Tatorts‘.“

Aus „Tatort“-Redaktionen ist zu vernehmen, dass Zuschauer vor allem dann Sturm laufen, wenn ein Sonntagskrimi das Genre sprengt und die Erwartungen an einen klassischen, realitätstreuen Film mit Auflösung am Schluss nicht erfüllt.

An diesem Sonntag steht – passend zu Halloween – ein Grusel-„Tatort“ des Hessischen Rundfunks im Programm des Ersten. Im Film „Fürchte dich“ mit Margarita Broich und Wolfram Koch geht es um Spuk und Geistererscheinungen und den Fluch, der auf einem Haus liegen soll. Gute Gelegenheit, mal wieder die Blue Ray von Stieg Larsson einzuschmeißen. Diesmal im amerikanischen Remake mit Daniel Craig und einer wundervollen Rooney Mara.


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