Dienstag, 20. Februar 2018

Flüchtling müsste man sein...

von Thomas Heck...

Die Obdachlosigkeit in Deutschland wird immer mehr zu einem Problem, welches die Kommunen überfordert. Doch anstatt sich der Thematik zu stellen, für hinreichend Wohnraum zu sorgen, was ja für Flüchtlinge kein Problem zu sein scheint, achtet man mehr auf die Außenwirkungen und vertreibt die Obdachlosen mit rüden Mitteln. So hat die Staat Dortmund jetzt Knöllchen an Obdachlose verteilt. 20 Euro für das Übernachten an öffentlichen Plätzen. Während Ahmed aus Syrien mit Zweitfrau im vom Amt bezahlten Haus wohnt.



Die Temperaturen sind im Keller. Da ist es schon extrem genug, draußen zu schlafen. Doch für die Obdachlosen in der Stadt Dortmund kann die Nacht unter freiem Himmel zusätzliche Konsequenzen haben. Denn sie müssen immer öfter ein Knöllchen in Höhe von 20 Euro zahlen, wenn sie an der falschen Stelle übernachten und von Mitarbeitern des Ordnungsamtes erwischt werden.

Nach Informationen der Ruhr Nachrichten hat die Stadt Dortmund im Jahr 2017 insgesamt 407 Verstöße gegen “Lagern, Campieren und Übernachten auf öffentlichen Plätzen” ausgesprochen.

20 Euro für eine Nacht draußen

Katrin Lauterborn, Leiterin des Gast-Hauses in Dortmund, berichtet über einen Mann, der mit einem Knöllchen zu ihr kam. Der Obdachlose wurde angewiesen, innerhalb von sieben Tagen 20 Euro zu überweisen. “Unsere Gäste erfahren überall nur Ablehnung”, sagte Lauterborn gegenüber den Ruhr Nachrichten. Die Leiterin des Gast-Hauses erinnert an einen Antrag der CDU aus dem Januar 2017. Dabei ging es um das Thema “Sauberer Bahnhof”. Sie mutmaßt, dass es der CDU nicht nur um Müll, sondern auch um Menschen ging.

Bodo-Redakteurin Alexandra Gerhardt vermutet, dass in der Stadt ein regelrechter Prozess der Verdrängung stattfindet. Gegenüber Dortmund24 sagt sie: “Wir befürchten eine Verdrängung von obdachlosen Menschen aus der Innenstadt in abgelegenere Orte.” Das hätte für die Betroffenen eine Verschlechterung der Sicherheit zur Folge. “Ich denke nicht, dass Obdachlose in der Nordstadt ein Bußgeld bezahlen müssen. Das kann ich mir nicht vorstellen”, sagt sie.

Die Redakteurin weiß von einem Fall, bei der ein Betroffener im öffentlichen Raum geschlafen hat und 20 Euro zahlen musste. “Ein Mensch der kein Geld hat, muss für eine Übernachtung unter freiem Himmel zahlen. Das ist ein Unding”, sagt sie und bestätigt, dass weitere Fälle dem Gast-Haus in Dortmund bekannt sind. Einige Obdachlose haben Hunde und wollen deshalb nicht in Notfallschlafstellen die Nacht verbringen. Denn die Hunde sind dort nicht erlaubt. 

Maximilian Löchter, Sprecher der Stadt Dortmund, sagt gegenüber den Ruhr Nachrichten, dass die meisten Mitarbeiter des Ordnungsamtes es bei einem Platzverweis und dem Hinweis auf eine Schlafstelle der Stadt beließen. Dennoch würden die Regelungen der Verstöße gegen “Lagern, Campieren und Übernachten auf öffentlichen Plätzen” mit der “erforderlichen Sensibilität konsequent angewendet. In Wiederholungsfällen würde dann ein Verwarnungsgeld von 20 Euro ausgesprochen.

Notfallschlafstellen haben einen schlechten Ruf

Es gibt in Dortmund an die 300 bis 400 Obdachlose. Die Zahl lässt sich nur Schätzen. Doch ein Platz in einer Notschlafstelle kostet Geld. Beispielsweise beträgt der Preis einer Übernachtung in der Notschlafstelle in der Adlerstraße sieben Euro. Doch nicht immer ist es das fehlende Geld, dass Menschen dazu veranlasst, draußen zu schlafen. Die Notschlafstellen haben einen schlechten Ruf. Es gab in der Vergangenheit Fälle von Gewalt und Diebstahl. Zudem sind keine Hunde erlaubt. Und viele Obdachlose haben Hunde.

Bisher sind nur einzelne Fälle bekannt. Aber sowohl Alexandra Gerhardt (Bodo) als auch Katrin Lauterborn (Gast-Haus) kennen das Vorgehen der Stadt. Wenn Obdachlose die Strafe nicht zahlen können, kann das auch härtere Konsequenzen haben. Im schlimmsten Fall eine Ersatzfreiheitsstrafe im Gefängnis.

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